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Politik und Technik aus München - Pazifistisch
mit dem Fahrrad (Peace, cycling and more)

Polizeistimmung (6.6.07)

Montag, 9.7.2007    

immer noch Rückblick ... Medienschau ... diese Sachen allerdings nicht selbst erlebt

Der Stern bringt beim Gipfel ein Polizistentagebuch (die haben ja Erfahrung mit Tagebüchern -- sorry für den Kalauer, mußte raus).

Im Beitrag vom 6. Juni (stern.de/politik/deutschland/590603.html?eid=589906) heißt es:

Letzte Meldung aus Heiligendamm: "Eine große Personengruppe mit zirka 50 (!) Molotowcocktails bewegt sich Richtung Kontrollstelle." Der Wahnsinn geht weiter. Mein Bericht endet hier für heute. Ich muss nach vorn zu meinen Leuten.,

und vorher gibt es schon Stimmung im Text: Die üblichen Autonomen sind natürlich wie gehabt "mittendrin, statt nur dabei".

Jetzt erwarte ich eigentlich daß irgendwo in den Tagen diese Molotowcocktails auftauchen. Was folgt im Tagebuch? -
Solch unbändiger Hass, solche Einstellung zum Leben lässt sich doch nicht mit einer "schlechten Kinderstube" oder Gruppendynamik erklären.
Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, als ich das Anlegen der Sonderausrüstung befahl und wir innerhalb kürzester Zeit unsere Handlungsbereitschaft herstellten.

Wohlgemerkt, der schreibt nicht von der eigenen "Feindberührung", sondern steigert sich auf Grund der haarsträbenden Polizeiinformationspolitik, sie fallen auf die eigenen Phantasien herein.

Bei der Strecke vom Westtor war tatsächlich zeitweise Holz (der Wald war deneben) auf die Fahrbahn geschleppt worden ("Barrikaden" ist eigentlich zuviel gesagt), und es hat "Lagerfeuer" gegeben, die sich ja auch nicht als großes Hindernis darstellten. Vor Ort waren auch zahllose Journalisten - und soweit sie nicht einfach die Polizeitexte übernahmen (oft genug!) kamen da ganz andere Rückmeldungen.

Der Tagebuchschreiber wird allerdings erlöst und muß sich nicht weiter der Realität stellen:
Letzte Lagemeldung aus Heiligendamm: Wir sollen ausgeflogen werden!
.

Nachtrag: An dieser Strecke kam später der Großeinsatz mit 9 Wasserwerfern. Klar - dort im Westen, mit dem kleinsten Camp im Hinterrund war die Blockade am schwächsten, nicht von "Block G8" selbst organisiert, und hier versuchte die Polizei ihre Kräfte zu konzentrieren um wenigstens zeitweise etwas Strecke freizuschießen. Ja, Schießen: Dort verlor ein Teilnehmer ein Auge. Ich wußte vorher auch nicht, wie gefährlich ein Wasserwerfer werden kann.