(Link weg) Oft fühle ich von Artikeln auch im Freitag herausgefordert, diesmal schickte ich sogar einen Leserbief. wurde allerdings nicht abgedruckt. (Ich hab den Wochenrythmus der Zeitung falsch eingeschätzt - heute ist der Abdruck drin (ohne Links, kann man auf Papier schlecht anklicken ;-), leider fiel auch das letzte "im übrigen" weg.
Klar daß ich bei dieses Thema einhaken muß, auch wenn ich Uli Cremers Texte und Engagement meist schätze; also:
(er wurde vor einer Woche gemailt - ich hab erst die folgende Ausgabe abgewartet (eine zu wenig) bevor ich's hier bringe)
ein Einwand: Zu Uli Cremers "Sieben verschenkte Jahre" (Ausgabe 49/2005) muß ich an einem Punkt intervenieren, um einer beliebten Legendenbildung zu widersprechen:
"Mit dem zivilen Friedensdienst, der Bundesstiftung Friedensforschung und dem Aktionsplan "Zivile Krisenprävention" hat Rot-Grün - auch das sei ausdrücklich vermerkt - mit Blick auf nicht-militärische Alternativen positive Akzente gesetzt, obwohl die finanzielle Ausstattung gemessen am Militäretat sehr bescheiden blieb. Der Aktionsplan entkam jedoch nicht dem Würgegriff des Militärischen, zieht man nur das NATO-Kapitel in Betracht. ..."
Die "positiven Akzente" sind genau andersherum zu interpretieren, die finanzielle Ausstattung ist *nicht* das Entscheidende:
- der zitierte Aktionsplan "entkam" nicht nur nicht einem Würgegriff, sondern ist ein besonders entwickeltes Beispiel für den "intelligenten Kolonialismus" (Christoph Marischka) der gegenwärtigen Außenpolitik, indem es zivile Vorgänge systematisch für die militärisch gestützte Machtpolitik einplant (nicht als Alternative, sondern als Wirksamkeitsverstärker für das Militär), am deutlichsten erkennbar bei den "kohärenten Konzepten für die Entwicklungspolitische Zusammenarbeit" - die moralische Aura des Zivilen wird dabei gerne mitgenommen. Ein "positiver Akzent" ist hier reines Wunschdenken.
- Die bundesdeutsche Friedensforschung ist in weiten Bereichen dabei, sogenannte "humanitäre Interventionen" von Bundeswehr und Co. legitimatorisch abzusegnen - ein rot-grüner "Erfolg",
- und der "zivile Friedensdienst" bleibt beim erwähnten "Würgegriff" nicht außen vor, weil die "Friedensfachkräfte" bei der Mehrzahl der möglichen Einsatzfelder doch erwarten müssen, letztlich Aufräumungsarbeiten für gegenwärtige und kommende Militäreinsätze zu erledigen, so schließt sich der Kreis.
" ... Die große Koalition wird laut Koalitionsvertrag auch auf diesem Feld Kontinuität walten lassen."
Da hat Uli Cremer natürlich recht, und der Artikel ist im übrigen eine verdienstvolle Auflistung markanter (rot-)grüner Errungenschaften.
Mehr dazu: IMI-Kongreß 2005: http://www.imi-online.de *
BIFA München: http://www.bifa-muenchen.de/Zivil-Kolonial *
Friedliche Grüße
Franz Iberl (München)